Myofunktionelles Training (MFT) für Kleine und Große Leute

Von einer myofunktionellen Störung im Orofacialen Bereich spricht man, wenn die Muskeln des Mundes und des Gesichtes nicht harmonisch zusammen arbeiten und daraus Probleme resultieren, die sich auf die Zahnstellung, das Sprechen, die Atmung, das Schlucken und die Körperhaltung ausweiten können. Diese oralen Fehlfunktionen lassen sich durch ein gezieltes Übungsprogramm für die Muskeln des Gesichtes, sowie der Zunge verbessern bzw. beheben.

Diese Störung kann I.d.R. innerhalb von 10 – 30 Therapieeinheiten (Einheit = 60 Min.) in Abhängigkeit von der Ursache gelindert bzw. behoben werden.

 

Bei Kindern können sich verschiedene Auffälligkeiten zeigen:

·         Sprachauffälligkeit

·         Mundatmung

·         Haltungsauffälligkeiten/-schwächen

·         Gelangweilter Gesichtsausdruck

·         Schluckauffälligkeiten

·         Hoher Speichelfluss

·         Zahn- und Kieferfehlstellungen

Etwa 50% aller Jugendlichen haben behandlungsbedürftige Zahn- und Kieferfehlstellungen. Die Ausprägung steht in Zusammenhang mit den Erbanlagen und Einflüssen an den umgebenden Weichteilen und Angewohnheiten (Habits),wie z.B. Daumenlutschen.

 

Beim Erwachsenen kann sich eine myofunktionelle Störung zeigen, durch z. B.:

·         Zahnfehlstellungen in Verbindung mit einem ungünstigen Schluckmuster

·         Mundatmung

·         Schnarchen

·         Kiefergelenksbeschwerden

·         Kopf- und Gesichtsschmerzen

·         Schlafapnoe

 

Entwicklung der Myofunktionellen Therapie 

Ansätze ein Gymnastikprogramm für das Gesicht zu entwickeln, begannen Anfang des 20. Jahrhunderts. Begleitend zur kieferorthopädischen Therapie wurde ein spezielles Übungsprogramm entwickelt (MFT). Inwieweit ein entsprechendes Übungsprogramm ohne apparativer Versorgung in der Lage ist Fehlstellungen zu korrigieren ist offen. Verschiedene wissenschaftliche Studien sind bereits publiziert und es wird weiter geforscht. In Deutschland und Europa ist das MFT-Programm des Sprachpathologen Daniel Garliner (USA) am bekanntesten.

MFT ist ein arbeiten mit dem Kind, dem Erwachsenen im interdisziplinären Rahmen mit Zahnarzt, Arzt, Therapeuten (PT’S, Logopäden, Osteopathen, Ergotherapeuten), Eltern bzw. Begleitperson und dem familiäran Umfeld. Die Therapie wird individuell befundorientiert auf den Einzelnen ausgerichtet. Zu Beginn steht der Aufbau einer konstruktiven Beziehung zwischen Therapeut, Patient und Begleitperson im Vordergrund. Ohne das Verständnis und die Akzeptanz des Patienten, der Begleitperson bis hin zum familiären Umfeld ist ein gelingen der Therapie fraglich, da der Patient im hohen Maße selbst gefordert ist das Übungsprogramm in den Alltag zu integrieren, bzw. bei den Kleinkindern die Begleitperson. Anschließend stehen Haltungsaufbau und Habitabbau im Vordergrund, dem dann die MFT Übungen folgen können. Kern der Therapie ist das Bewusstmachen, Eintrainieren und Automatisieren eines korrekten Schluckmusters, wobei letzteres erst nach Abschluss der sensomtorischen Entwicklung (ca. 11./12. Lebensjahr) angebahnt werden kann. (Ulrike Hörstel: 5 Stufenmodell der Myofunktionellen Therapie, Günzburg)

Kinder wie auch Erwachsene, die in der LendenBeckenHüft-Region zusammenfallen, kollabieren entsprechend im oberen Bereich (Schultergürtel, HWS, Kiefergelenk) und der Mund geht auf. Oft kommt es dadurch zu einer Fehlstellung in der oberen HWS, eine veränderte Atlasposition führt zu einem Absinken von Zungenbein und Zunge, Beeinflussung der  Pharyngsgrösse, Mundatmung, Rückverlagerung des Unterkiefers und Verkümmerung der Sprach- und Lautbildung.

Ziel ist nach erfolgter Körperaufrichtung, Habitabbau (falls vorhanden) ein Muskelgleichgewicht im orofacialen Bereich, ein korrektes Schluckmuster und somit die Möglichkeit für den Gaumen und die Zahnstellung sich günstig zu entwickeln.

 

Zielgruppe:

Kleinkinder (Kindergartenalter)

Schulkinder

Erwachsene  

Behinderte

 

Die Myofunktionelle Therapie basiert auf einem interdisziplinären Ansatz, bei dem Arzt (meist: Zahnarzt, Kieferorthopäde), Physiotherapeut, Logopäde, Ergotherapeut und Osteopath (meist mit craniosacralen Techniken, weitere Erklärung siehe Seite Craniosacrale Therapie) gemeinsam an der Harmonisierung und Auflösung der Störung arbeiten.